150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Pöggstall
Am 30. Oktober 1871 - vor 150 Jahren - kamen die Pöggstaller Bürger zusammen, um eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen.
Auf dieser Gründungssitzung wurde zum ersten Hauptmann der Lederermeister und Rotgerber Johann Wagmeister gewählt. Erster Hauptmann Stv. wurde der k.u.k. Oberförster Johann Hollan. Die beschlossenen Statuten wurden durch den damaligen Statthalter am 10. November 1871 genehmigt. Die Freiwillige Feuerwehr Pöggstall ist somit nach Melk und Ybbs an der Donau die drittälteste des Bezirkes Melk.
Im §1 dieser Statuten wurde folgende Instruktion verankert:
"Sobald der Feuerruf ertönt, eilt jeder Feuerwehrmann vollständig ausgrüstet auf den Versammlungsplatz."
Vor der Gründung der Feuerwehr befanden sich bereits einige Feuerlöschgeräte im Schloss, diese wurden in das Inventar übernommen. Auf die erste Probe wurde die junge Feuerwehr am Neujahrstag 1873 gestellt, als um halb 5 Uhr Früh in der Lacknermühle in Würnsdorf, während des Hafermahlens, ein Brand ausbrach. Im Zeitungsbericht vom 04. Jänner 1874 hieß es wörtlich:
"Über den Alarm war die Pöggstaller Feuerwehr schnell auf Ihren Posten. Mann für Mann zog die Spritze nach dem bedrängten Orte und in Verlauf einer Stunde gelang es den Wackeren, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken, es brannte nur die Mühle und ein Teil der Wohnung ab, gerettet wurde die Scheuer die Stallungen, die Säge mit großen Holzvorräten. Wobei zu bemerken ist, dass alle Gebäude unter einem Dache sich befanden. Erwähnt zu werden verdient das tatvolle energische Auftreten der Herren Obmänner Hollan und Wagmeister, Unter 1000- Segenswünschen der Würnsdorfer trat die Feuerwehr den Rückweg an, ohne von der freundlichen Anerbietung einer Erfrischung Gebrauch zu machen."
Wenn man bedenkt, wie heutzutage ein Feuerwehreinsatz abgewickelt wird, ist es erstaunlich, dass überhaupt ein Gebäude gerettet werden konnte und die Erfrischung würde sich wahrscheinlich auch nicht jeder entgehen lassen.
Nach dieser Feuertaufe wurde unsere Feuerwehr zu einer Vielzahl an Einsätzen alarmiert - Brände in Krumling, Loibersdorf, Gerersdorf und in Pöggstall - aber nicht nur im eigenen Einsatzgebiert, sondern auch in den Umliegenden, wie in Trandorf, Zeining, Gutenbrunn, Laimbch, usw. waren zu bewerkstelligen. Aus allen umliegenden Gemeinden sind Danksagungen an unsere Feuerwehr aufgezeichnet.
Im Jahr 1887 hatte unsere Wehr folgende Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung: 1 Spritze mit Sauger, 1 Spritze ohne Sauger, 1 Hydophor (Feuerlöschpumpe), insgesamt 120m Schläuche, 1 Mannschaftswagen, 1 Wasserwagen, 5 Schiebeleitern, 4 Dachleitern und 2 Hackenleitern.
Damals wie heute wurde und wird die Feuerwehr herausragend von der Gemeinde und der Bevölkerung unterstützt. Aber es gab auch Ausnahmen:
Mangels an Unterstützung der Bevölkerung konnte laut einem Zeitungsbericht vom 03.03.1906 zu einem Brandeinsatz im Gasthaus Schreiner in Laimbach nicht ausgerückt werden, da die Pferdebespannung für die Feuerlöschspritze verweigert wurde.
1925 konnte mit großartiger Unterstützung der Gemeinde und der Bevölkerung eine Feuerwehrfahne angeschafft werden. Zum 60-jährigen Bestandsjubiläum 1931 wurde eine Tragkraftspritze von der Fa. Rosenbauer angekauft. Auch wurde zu dieser Zeit das Sanitätswesen von der Feuerwehr übernommen.
Mit dem Anschluss an das Deutsche Reich 1938 änderte sich viel für die Feuerwehren, so auch für unsere. Mit der 3. Durchführungsverordung vom 24. Oktober 1939 wurde die Freiwillige Feuerwehr aufgelöst und als technische Hilfspolizeitruppe weitergeführt, die auch für den Luftschutz herangezogen wurde. Nach Kriegsende wurden die Uhren für die Feuerwehren auf Stand vom Jahr 1938 zurückgesetzt.
Am 28.11.1947 wurde das erste Feuerwehrauto von der UNRRA erworben. Das Fahrzeug der Marke Ford Canada F15, ein ehemaliges Wehrmachtsfahrzeug, war bis in das Jahr 1962 im Dienst. Es musste nach einem Motorschaden bei einem Großbrand in Laas außer Dienst gestellt werden.
Dank großartiger Unterstützung der Gemeinde, konnte danach das erste neue Feuerwehrauto der Marke Opel Blitz angeschafft werden. In den darauffolgenden Jahren ging es Schlag auf Schlag - es wurden ein Rüstanhänger, ein Kommandofahrzeug und ein Großtankwagen mit 5500l Wasser gekauft.
1968 konnte unsere Feuerwehr, nach drei Jahren Bauzeit, in das neu errichtete Feuerwehrhaus am Standort Rogendorferstraße 1 vom Maierhof übersiedeln. 1980 erhielten wir den Zuschlag für die Stationierung eines Rüstfahrzeuges, das mit Mitteln des Katastrophenfonds finanziert wurde und bis heute im Dienst steht.
1989 übersiedelte unsere Wehr von der Rogendorferstraße 1 in das heutige Feuerwehrhaus Rogendorferstraße 3. Dieses wurde seitdem laufend in Eigenregie erweitert, saniert und renoviert. In den letzten 30 Jahren wurden laufend Geräte angeschafft, saniert, oder umgebaut, wie z.B der 18000l Großtankwagen, der 2016 durch ein neues HLF4 ersetzt wurde.
Für unsere Generation ist es eine große Verantwortung und Ehre, das 150 Jährige Erbe unserer Feuerwehr verwalten und weitertragen zu dürfen!
Leider konnte aufgrund der derzeitigen COVID-19 Situation kein dementsprechendes Fest abgehalten werden und so wurde nur im kleinen Rahmen angestoßen. Natürlichen wird dies umso größer nachgeholt werden!
Fotos: | Text: Gruber Andreas | Buxbaum Andreas u. Gruber Andreas